Harry, hol schon mal den Wagene

Alf Cremers – „Derrick, Schimanski & Co.“

von Frank Becker

Harry …
… hol schon mal den Wagen
 
TV-Krimi-Serien und ihre Autos
 
Alf Cremers und seine Kollegen von „Motor Klassik und Youngtimer“ haben sich mit sichtbarerem Vergnügen auf ein ganz besonderes Thema gestürzt: Autos aus Fernseh-Serien, die zum Teil fast ebenso populär geworden sind wie die Ermittler, die mit ihnen zum Tatort fuhren oder die Verfolgung von Spitzbuben aufnahmen. Das Feld ist weit, sieht man gleich, wenn man beginnt in „Derrick, Schimanski & Co.“ zu schmökern.
Das Autoren-Team, dessen Namen dezent verschwiegen werden, hat die Fülle der zahllosen Krimi-Serien und Tatort-Teamt natürlich nicht vollständig abarbeiten können, sondern nach Gusto ein paar, darunter auch einige wichtige, herausgegriffen. Fast von selbst versteht sich, daß die ewige Legende „Der Kommissar“ mit Erik Ode in der Hauptrolle den Reigen von 27 Beispielen eröffnet. Sie hat nicht nur Erik Ode unsterblich gemacht, sondern auch wesentlich zum Ruhm von Fritz Wepper, Elmar Wepper, Günther Schramm und Reinhard Glemnitz beigetragen. Und schon hier fällt auf, daß wie in den folgenden Artikeln die Autoren eigentlich mehr Wert auf den Aufbau der Serien, einzelne aufsehenerregende Episoden und die Darsteller gelegt haben als auf die Autos, denn die dienen im Grunde nur als Vehikel, als Aufhänger für die bunten Beiträge.
 
Daß Beitrag zwei die einzigartige (und erste) Tatort-Folge „Taxi nach Leipzig“ aus dem Jahr 1970 mit Walter Richter als Kommissar Paul Trimmel feiert, ehrt den Herausgeber, denn sie gehört neben denen mit Klaus Schwarzkopf als Kommissar Finke zu den besten überhaupt. Ein Foto seines im Text erwähnten Ford 17 M sucht man allerdings ebenso vergeblich wie den Audi 80 des Kommissar Haferkamp im Essener Tatort gleich anschließend oder Ekki Talkötters Alfa aus der Serie „Wilsberg“. So geht es übrigens auch in einigen weiteren Texten, die mit viel Vergnügen Szenenfotos herauspicken, auf denen von Autos nichts zu sehen ist.
Gut, wir sehen Schimanskis Citroen CX GTi Turbo und Matulas Alfa Romeo Giulia, Lannerts braunen Porsche 911 Targa, Borowskis Passat Variant, Mario Koppers Fiat 140 (mit dem redenden Kennzeichen LU-ZF 4), den roten BMW Kabrio von Sophie Haas, Benno Berghammers BMW 635 CSI (ohne Beifahrersitz) und Stefan Derricks BMW 520. Kommissar Schenk aus Köln darf seine Oldtimer-Protz-Schlitten präsentieren und Prof. Dr. Karl-Friedrich Börne aus Münster kann standesgemäß ein paar elegante Hochklasse-Sportwagen fahren. Aller Ehren wert ist die umfangreiche Berücksichtigung der bis heute sehenswerten Filme aus der Serie „Polizeiruf 110“ der DDR, in denen zwangsläufig die Marken Wartburg, Trabant und Barkas das Transportmittel der Zeit für Hauptmann Fuchs, Leutnant Grawe & Co. waren.
 
Fast am interessantesten ist das Schlußkapitel, das einen Einblick in den Fahrzeug-Pool von Markus Zimmermann gibt, bei dem sich die Produktionsfirmen aus über 200 Klassikern die gewünschten Autos aussuchen und leihen können. Da bekommt man schon feuchte Augen.
Wer auf die Schnapsidee gekommen ist, die kleinen Info-Kästen in jedem Artikel mit schwarzer Schrift auf dunkelgrünem Grund zu drucken, wüßte ich sehr gerne. Dem gehören nämlich die Ohren lang gezogen. Ansonsten ist es ein wenn auch ziemlich bunt zusammengewürfeltes Buch, das vieles ausläßt, aber reich bebildert, recht informativ und vor allem unterhaltsam ist.
 
Alf Cremers – „Derrick, Schimanski & Co.“
Die Autos der TV-Kommissare - Mit einem Vorwort von Schauspieler und Youngtimerfan Andreas Hoppe alias Mario Kopper, Kripo Ludwigshafen.
© 2023 Motorbuch Verlag, 224 Seiten, 150 Bilder, ISBN: 978-3-613-04538-5
29,90 €
 
Weitere Informationen: www.motorbuch.de